In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Ansichtssache
Moin!
Beginnen wir mit einem Exkurs. Vor ziemlich genau 25 Jahren beschloss der kleine Jan aus der Batteriestraße, dass er eines Tages mal im Disneyland arbeiten würde. Der etwas größere Jan aus der Dorfstraße hat sich dann vor ziemlich genau 15 Jahren getraut, genau das zu tun – und noch heute erfreue ich mich daran. Ich wusste damals bereits, dass sich Bühne und Backstage grundlegend unterscheiden, egal, wo man hinschaut. Aber nirgendwo ist es so deutlich, wie in Freizeitparks. Das magische Königreich in Paris entpuppte sich also entsprechend in Licht(schwert)geschwindigkeit als wirklich wunderschön. Von vorne. Von hinten eher nicht so. So gar nicht. Beispiel? Sie müssen sich vorstellen, dass Sie gerade eine der weltweit aufwändigsten Themenfahrten gemacht haben, zum Beispiel „Fluch der Karibik“ mit Hunderten Animatronics und Großdekorationen, sitzend und staunend fahren Sie dabei mit einem Boot durch Dutzende Szenerien. Es brummt, es duftet, es ist toll. Wow. Wenn Sie nun aber den Fehler machen, hinter die Fassade zu schauen, zum Beispiel, weil Sie einen falschen Ausgang nehmen oder aus Versehen oder mit Absicht dort arbeiten, ja, dann…. erblicken Sie sie. Die wohl größte und hässlichste Wellblechhalle aller Zeiten, also die Attraktion von hinten, die so derart unattraktiv ist, dass manches Kieler Randgewerbegebiet anerkennend nicken würde. Wer weinen möchte, gibt Marne-la-Vallée mal bei Google-Maps ein. Eine hässliche Halle also. Genauso verhält es sich in anderen Themenparks auch. Das, was nicht von Gästen gesehen wird, ist meistens schlicht funktional. Mehr nicht. Ich habe in meiner Disneyland-Zeit quasi alle Gebäude dort von innen und hinten gesehen und weiß seitdem: Von vorne ist schöner. Deutlich. Spannend sind solche Einblicke natürlich dennoch, vielleicht finde ich auch deshalb noch heute alle Backstages so interessant. Im Kieler Teil meiner Eindrückesammlung finden sich übrigens recht viele erzählenswerte Kapitel, von „sehr klein, aber wunderbar“ (metro-Kino) über „Büroflurcharme mit vielen Räumen“ (Kulturforum) und „superprofessionell“ (Schauspielhaus) bis hin zu „Was? Sie brauchen eine Garderobe?! Geht das Getränkelager? Oder sind Sie mit dem Auto? Dann ziehen Sie sich doch bitte da um. Sind ja schließlich plus 4 Grad!“ (Oh ja, das kommt auch vor…). Liebe Leserin, lieber Leser, in der nächsten Folge möchte ich Ihnen daraus resultierend meine Highlights aus einem Kieler Einkaufszentrum erzählen – und ich verspreche, dass ich dann ohne Exkurs beginne. Jedenfalls ohne einen zu langen. Versprochen. Bis bald, Dein Jan aus der Dorfstraße.