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Kiel backstage: Eigendeko

In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.

Kiel backstage: Eigendeko

Moin!

Schon mehrfach hatte ich Ihnen an dieser Stelle von lustigen Situationen berichtet, die um den eigentlichen Auftritt herum passieren können. Aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, habe ich Ihnen bisher allerdings ein Highlight verschwiegen. Aber der Reihe nach.

Wenn man Zauberanfänger ist, stellt sich einem ja recht schnell die Frage, was man bei Auftritten für Kleidung trägt. Ist man mehr so der rockige Typ, der zu Musik E-Gitarren und Pyroblitze erscheinen lässt? Dann wäre ein Smoking vielleicht hinderlich. Ist man mehr so der Typ, der elegant-geheimnisvoll exquisite Seidentücher magisch verkettet? Dann würde ich vom Muskelshirt als Kostüm abraten. Ich habe mich in den 90ern stark an meinen beiden Zauberlehrern orientiert und einfach einen Anzug angezogen. Und eine Anzughose. Und Anzugschuhe.  Und eine Anzugweste. Und ein gutes Hemd. Und eine Krawatte. Das fand ich ziemlich edel. Verschweigen möchte ich an dieser Stelle, dass die Komponenten farblich, nun ja, schwierig harmonierten. Totschweigen werde ich außerdem, dass ab dem Jahr 2001 mehrfach Leute mir nach der Show irgendeinen Zettel hinhielten und so etwas sagten wie „Geile Show. Aber: Hier ist mein Fahrschein, hahahaha“. Ich erinnerte sie wohl an einen Schaffner – offensichtlich hatte die Deutsche Bahn in den 90ern das Monopol auf rote Krawatten…

Zurück zum Stück. 1997 war ich Besucher auf einem Weltkongress der Zauberkunst in Dresden und kam zurück mit vielen Inspirationen und neuen Kunststücken. Außerdem hatte mir eine Kollegin eine Brosche geschenkt, die das Magica-Symbol, eine schwebende Figur mit Zauberstab, zierte. Diesen Anstecker habe ich viele Jahre am Revers getragen, wenn ich aufgetreten bin. Leider hielten mich dann in schöner Regelmäßigkeit die Väter der Geburtstagskinder an der Haustür für a) einen Handelsvertreter oder b) einen Religionsbeauftragten, ich musste also irgendwann mal umdekorieren. Aus meiner Zeit in Disneyland hatte ich noch eine ebenfalls mystisch aussehende Brosche, die aber irgendwie weniger sakral wirkte. Leider habe ich sie dann 2009 verloren, sogar gleich zweimal. Und das einzig Gute an dieser wahren Geschichte ist die wahre Pointe, auf die dieser Text gerade zusteuert. Ich merke nach dem Auftritt, dass die Brosche verschwunden ist und frage im Serviceteam nach – leider hat auch nach diversen Minuten des gemeinsamen Suchens niemand etwas gefunden. Später, ich will gerade ins Auto steigen, hält mich die sehr, sehr betrunkene Schwester der Braut am Arm fest und fragt, ob die verlorene Brosche so und so aussähe, sie habe sie gefunden. Ich bin erfreut, strahle sie an und sage „JA!“´. Daraufhin sie, und zwar liebevoll gelallt: „Das ist ja schrecklich, die habe ich vor 15 Minuten gefunden. Und dann gleich wieder verloren!“. Da mussten wir beide lachen.