In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Handschlag
Moin!
Viele Jahre habe ich mich sehr erfolgreich geweigert, als Gast oder Künstler im Karneval aufzutreten. Zu laut (Menschen und Musik), zu seltsam (Orden und Mützen) und zu voll (Räume und Menschen). Ich hatte das Gefühl, dass da meine Sprechzauberer-Nummern sicher völlig fehl am Platze und meine Witze ganz bestimmt nicht platt genug wären. Ich kürze ab: Man hat mich im letzten Jahr von diesem hohen Ross gestoßen. Und es fühlt sich gut an. Ich war durch Zufall mehrfach auf den privaten Festen eines Karnevalspräsidenten aufgetreten und merkte dabei langsam aber sicher: Das sind echt nette Leute. Eines Tages nahm er mich verschwörerisch zur Seite und eröffnete mir, dass er eine sehr gute Idee habe. Und dann wurde ich irgendwie weich und vereinbarte per Handschlag neben einer apart-charmanten Gartenlaube auf dem Ostufer meinen ersten Auftritt im Kieler Karneval. Oh Gott!
Ich überspringe die Phase, in der ich sehr nervös war und komme direkt zur Pointe: Die Karnevalsgesellschaft Eulenspiegel ist inzwischen für mich zu einem Phänomen geworden. Auf der einen Seite hat sie alles, was man aus dem Fernsehen kennt: Kostüme, Musikzug, Einmarsch-Ausmarsch, lustige Orden und diverse Redner. Auf der anderen Seite aber lernte ich bei der Vorbesprechung und auch den Auftritten selbst so viele unglaublich tolle, freundliche und engagierte Menschen kennen (Hallo, Corinna!), dass ich mich selbst schon mehrfach ausgeschimpft habe für meine jahrelange Anti-Haltung. Wie bescheuert und verschlossen kann man sein?!
Nachdem mein Kurzauftritt letztes Jahr so viel Spaß gemacht hatte, willigte ich für 2019 -wieder per Handschlag- ein, mit einem Mitglied des Elferrats eine komische Hellsehernummer einzustudieren. Die Proben liefen herrlich, das Kostüm passte perfekt und die Leute haben uns bei der Premiere sehr gut behandelt. Insgesamt sind wir dreimal damit aufgetreten in dieser Session, am Schluss sogar mit unserem Stadtpräsidenten im Publikum. Wir haben sehr viel zusammen gelacht und uns im wahrsten Sinne des Wortes neu kennen gelernt.
Ich nehme aus meiner Eulenspiegelerfahrung deshalb unter anderem das Folgende als Tipp für die Zukunft mit: öfter mal etwas Neues ausprobieren! Es lohnt sich! Hand drauf!