In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Helgoland (NEUER TITEL!)
Moin!
Im Januar erhielt ich einen Anruf der mit eben diesem Wort begann: „Mooiiiiiiiiiin!“. Und dann: „Hier ist Marc Peters von Helgolaaaand!“. Marc ist Mitarbeiter einer Bank und lebt auf Deutschlands einziger Hochseeinsel. Nichts läge mir an seiner Stelle ferner, als einen Zauberer in Kiel anzurufen, man hat doch auf Helgoland alles. Gut, keine Autos, keine Fahrräder und keine Mehrwertsteuer, aber eben sonst: alles. Warum also sollte er mich kontaktieren? In Gedanken kalkulierte ich schon die immensen Anfahrtskosten zu meinen noch immenseren Gagenforderungen hinzu, malte mir die verschiedenen Events aus, zu denen man einen Zauberer brauchen könnte und erwischte mich bei dem Gedanken, eigentlich auch gerne kostenlos aufzutreten, Helgoland ist ja quasi Urlaub.
Marc holte mich mit einer recht irdischen Anfrage wieder auf den Boden der Tatsachen, man suchte einen Zauberkünstler (Aha!), der Ahnung hatte (schmeichelhaft) und Erfahrung im Unterrichten (jo!) für die Theatergruppe (interessant!). Und es ginge nicht um’s Selberauftreten (och menno). Lange Gedanken, kurzer Sinn: Die Theatergruppe der Insel wird im April beginnen, ihr neues Stück aufzuführen, in welchem ein Wall-Street-Banker seinen Job verliert und stattdessen Zauberkünstler wird. Er ist damit recht überfordert, sortiert sich aber im Laufe der Handlung und präsentiert neben diversen magischen Kleinigkeiten am Ende eine richtige Show. Jedenfalls stand das so im Drehbuch. Leider hat Helgoland keinen eigenen Zauberer und so stieß Marc dann bei seinen Recherchen auf mich. Keine zwei Wochen später saß er in meinem Wohnzimmer und konnte bereits nach wenigen Minuten ein Tuch verschwinden lassen, eine Stunde später sogar mit Farbwechsel. Da war ich schon mal ziemlich stolz.
Zu meinem großen Glück machte es die Größe der Gruppe trotzdem nötig, dass ich auf die Insel reiste (juhu!). Und, was soll ich sagen: eine super Truppe. Mit gemeinsamer Anstrengung und viel Lachen haben wir dafür gesorgt, dass der Zauberer am Ende des gut zweistündigen Stücks nicht nur mit Tüchern, sondern auch mit Ballons und seiner liebreizenden Assistentin die verrücktesten Sachen macht. Es gibt einen sehr kleinen fliegenden Teppich, auf dem ein sehr schwerer Mann sitzen wird, und ich habe völlig schamlos meinen Lieblingstrick in das Programm eingeschleust, ganz am Ende, mit emotionaler Musik und viel Konfetti. Vielleicht haben Sie ja Zeit und Lust, sich „Zauberhafte Zeiten“ anzuschauen. Es wird mindestens 7 Aufführungen geben bis zum letzten Vorhang am 21. Oktober. Mooiiiiiiin, Helgolaaaand!