In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, seit über 20 Jahren Vegetarier, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Hochsaison
Moin!
Der Herbst ist da. Für Familien heißt das: Laterne laufen, Ferien und Kamin – für Künstler beginnt die Jahreshochsaison. In den letzten drei Monaten des Jahres nimmt die Veranstaltungsdichte traditionell zu, den absoluten Höhepunkt natürlich bilden dann Weihnachtsfeiern und Silvestergalas. Falls Sie mich besuchen möchten: www.dinnercircus.info – ich wäre wirklich außerordentlich traurig, wenn wir uns dort nicht sehen. Und Sie wissen ja: Der Scherz ist das Loch, aus dem die Wahrheit pfeift.
Für mich begann das vierte Quartal viele Jahre mit Schauderhaftem: Das Grusellabyrinth präsentierte zu dieser Zeit immer sein neues Programm. Seit dem Frühjahr dieses Jahres ist Nordrhein-Westfalen die neue Heimat des einzigartigen Projekts, es erfreut sich regen Zulaufs in Bottrop. Ja, Bottrop. Der Wächter würde sagen: das Neumünster NRWs. Ich sage: Bottrop ist eine erstaunliche Stadt, dazu allerdings an anderer Stelle mehr. In den letzten Folgen bin ich irgendwie nicht dazu gekommen, Ihnen meine Lieblingsgeschichte aus dem Backstage des Labyrinths zu erzählen, aber heute passt es vielleicht wirklich ganz gut. Der alte Kieler Güterbahnhof am Tonberg ist naturgemäß ein langgestrecktes Gebäude. Auf der einen Seite befanden sich noch im letzten Jahr Haupteingang und Parkplatz, auf der anderen, der Hinterhofseite, das Backstage für die Mitarbeiter. In Spielpausen wurde hier geschnackt, gelacht, geraucht und natürlich gefachsimpelt über die richtigen Erschreckmomente oder unsere Schockeffekte. Das an sich wäre für Außenstehende sicher schon ein Knaller gewesen, schließlich sieht man nicht jeden Tag blutige Untote, die sich angeregt (Tee trinkend und lachend) mit hutzeligen Waldbewohnern über Gott und die Welt unterhalten. Damit aber die Illusion der Fantasiewelt erhalten blieb, hatten Gäste und Betriebsfremde keinen Zugang zu diesem Hinterhofbereich. Eines Tages, und so beginnen ja die besten Geschichten meistens, entschloss sich ein junger Mann, den Innenhof mal nach möglichem Diebesgut zu durchforsten. Es war gerade auch kein Mitarbeiter da, so dass er in Ruhe alle persönlichen Sachen begutachtete. Er entschied sich dann für einen gut gefüllten Rucksack und schlenderte von dannen. Wollte von dannen schlendern. Mein Kollege Thore, an diesem Tag die wirklich überdurchschnittlich widerliche Mumie unserer Show, betrat im absolut richtigen Moment die Szenerie und erkannte sofort: Hier stimmt etwas nicht. Er sprach aus Dutzenden Metern Entfernung, nein, er schrie den Eindringling an, der daraufhin die deutlich schnellere Flucht ergriff. Thore nahm sofort die Verfolgung auf und konnte den Rucksack sicherstellen. Ein Held. In Mumienkostüm. Das spektakuläre an dieser Geschichte? Wir haben das Überwachungsband, auf dem man sieht, wie ein verwirrter Krimineller von einer (wirklich überdurchschnittlich widerlich ausgestatteten!) Mumie wild verfolgt wird. Mit Happy End. Das Team hat zu diversen Gelegenheiten dieses Video immer wieder angeschaut, es schlägt meiner Meinung nach jedes Katzenvideo um Längen. Fast jedes.