In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Kieler Urgestein, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, seit 20 Jahren Vegetarier, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Klimawandel
Moin! Sommerferien und ich sind traditionell sehr eng befreundet, das verstehen Sie ja sicher. Für mich sind die 6 Wochen zwischen den Schuljahren aber nicht nur Erholung oder Erlebniszeitraum, sondern traditionell die Zeit der Zauberworkshops. Ich selbst habe 1993 im Rahmen des Ferienpasses bei Jochen Polster im Kinder- und Jugendtreff De Twiel angefangen, „Zaubern für Anfänger“ zu betreiben – das war eines der Highlights meiner Kindheit (neben Knight Rider und A-Team, außerdem stand „auf den Kronshagener Spielplatz gehen und dort Detektiv spielen“ extrem hoch im Kurs). Gott sei Dank hatte die feste Zaubergruppe damals einen Platz für mich frei und – wie mein Zauberfreund Horst sagen würde – das Unheil nahm seinen Lauf. Im Jahr 2001 habe ich die Sommerkurse und den Zauberclub von meinem Mentor übernommen und auch dieses Jahr gibt es mehrere Kurse, zum Beispiel in Kiel und Kronshagen. Wer danach möchte, kann sich um einen festen Platz in unserem Club bewerben. Auffällig ist, dass sich die „Freizeitkonkurrenz“ verändert hat. Früher war der Rivale einer festen Kindergruppe höchstens mal der Fußballclub, Gitarrengruppen oder Konfirmandenunterricht. Heute habe ich das Gefühl, dass sich Kinder und Eltern manchmal nicht mehr auf Regelmäßigkeit einlassen wollen. Der Klassiker „Was machst Du in Deiner Freizeit?“ wird seit Jahren immer öfter mit „Chillen“ oder „Joa, Facebook halt“ beantwortet. Das kann’s doch aber nicht sein… Falls Sie die Möglichkeit haben, Einfluss zu nehmen, lassen Sie uns den Freizeitklimawandel aufhalten: Instrumente sind eine tolle Erfindung, Sport ist super und Vereine im Allgemeinen sowieso. Meine feste Zaubergruppe und ich freuen uns auf jeden Fall, wenn auch einige Kinder der Leserinnen und Leser den Weg zu uns finden. Herzlich willkommen! Wie seit über 30 Jahren üblich werden wir Streichhölzer wie von Geisterhand bewegen, Karten ziehen lassen und wiederfinden und die Eltern mit überraschenden Seiltricks in Erstaunen versetzen. Für viele der Kinder ist dann der Abschlusstag die erste Aufführung im Leben, in der sie ganz allein vor Publikum stehen. Aufregend! Das Backstage ist in der Regel ein einfacher und recht kleiner Gruppenraum. Das hört sich schlimm an, ist aber kein Problem. Zauberkunst hat ja auch viel mit Geheimnissen zu tun, die Kinder sind meistens nach wenigen Augenblicken eine verschworene Gemeinschaft, die die Trickerklärungen geheim hält und sich nach außen nichts anmerken lässt. Das führt unweigerlich dazu, dass beim Abschlusstag alle am selben Strang ziehen und sich durchgehend gut benehmen. An dieser Stelle wiederhole ich übrigens meine Forderung, in unseren Schulen mehr Theater zu spielen… Restplätze für die Zauberkurse und alle anderen tollen Angebote der Ferienpässe finden Sie im Internet: www.kiel.de/ferienpass oder www.kronshagen.de – vielleicht sehen wir uns da, ich würde mich freuen!