In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Plattdeutsch
Moin!
Immer wieder findet man in der Fachliteratur Hinweise und Tipps zu Kommunikationseben und die möglichen Arten der Publikumsansprache, meist mit dem Ziel, mit den Zuschauern „dieselbe Sprache“ zu sprechen. Es macht ja auch durchaus Sinn, dass die Leute den Künstler im doppelten Wortsinne verstehen – jedenfalls, wenn er eine Sprechnummer vorführt. Bei Zauberern ist es etwas komplizierter. Idealerweise versteht der Künstler die Zuschauer und merkt, was sie wollen. Idealererweise (dieses Wort habe ich gerade das erste Mal in meinem Leben gelesen, als ich es schrieb) glaubt das Publikum dem Magier im Gegenzug alles, was er sagt und macht. Ja… Bitte nicht böse sein, aber wir können nicht wirklich zaubern, es sind nur Tricks. Wir müssen also lügen, meistens, eventuell beruhigt Sie das nun wieder, tun wir das aber sehr charmant und natürlich stets mit dem hehren Ziel, Sie bestmöglich zu unterhalten. Das hatte die ausschließlich plattdeutsch sprechende ältere Dame leider nicht verinnerlicht, die mir jüngst bei einem Auftritt mehrfach und mit Nachdruck entgegenschmetterte (ein Euphemismus für „sie fiel mir viermal ins Wort“), dass sie mir das alles nicht glauben könne und unterschreiben würde sie schon mal sicher gar nix. Ich versuchte diese Unterbrechung humorvoll zu kontern, nannte sie liebevoll-ironisch Schmusescholle (das zieht sonst immer, ich schwöre) und zwinkerte ihr zu. Nix da. Gut, dann wohl mal op platt versuchen. Man muss dazu sagen, dass ich in Niederdeutsch so ungefähr auf 3 (also eher 3-) stehe, aber verstanden hatte sie mich dann doch: Ik bün en Töverer – ich bin ein Zauberer. Das klappte. Achsooooo, und sie habe gedacht, ich wolle „blots wedder wat verkopen“. Nach der Show dann sprach sie mich im Foyer an, wir hatten ein wirklich schönes Gespräch, in dessen Verlauf die Seniorin mir eine wichtige Lebensgrundregel mit auf den Weg gab, die ich heute mit diebischer Freude an Sie weitergeben möchte: „Man muss drei Sprachen sprechen: „Hochdeutsch! Plattdeutsch! Und över anner Lüüd.“