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Kiel backstage: Riesenbackstage

In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, seit über 20 Jahren Vegetarier, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.

Kiel backstage: Riesenbackstage

Moin!

Ich komme gerade von der Schul-Probenfahrt mit meinem Theaterensemble. Und ich bin müde. Aber auch hoch erfreut. 39 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Jahrgängen, 4 Erwachsene, eine Jugendherberge, 3 Nächte. Was sich zunächst nach Schlafentzug, kaltem Hagebuttentee und Zimmergerüchen in Socken-Chips-nasses-Handtuch-Mischung anhört (und, um eine Pointe vorweg zu nehmen: stimmt alles mehr oder weniger…), ist näher betrachtet viel mehr als das. Aber der Reihe nach.

An dieser Stelle schrieb ich ja vor einigen Monaten, Theater und ähnliches mache Kinder stark und selbstbewusst, nicht erwähnt hatte ich damals das ganze Drumrum, also die Planungen und das Proben. Wir haben wie jedes Jahr ein Theaterstück selbst geschrieben, dieses Mal zum Thema Märchen. Jedes Kind hat eine eigene Rolle, ein eigenes Kostüm und natürlich eigenen Text. Das Gesamtwerk muss nun „spielbar“ gemacht werden, jeder muss also die Zusammenhänge verstehen, die Hintergründe der Rollen begreifen und vor allem motiviert sein, sich einzubringen. Und das passiert natürlich nicht auf der Bühne, sondern dahinter. Eines der unbekanntesten Backstages unseres Landes ist die Jugendherberge Westensee. Fast in jeder Woche probt dort irgendein Ensemble oder Chor im ausgezeichneten Akustikraum. Warum aber tut man dies nicht einfach auf der Bühne, auf der man später vor Publikum auftreten wird? Die Antwort ist einfach: Was man im Alltag nicht einfach so einstudieren kann, ist Zusammenhalt und Teamgeist. Und genau das entwickelte sich auch in diesem Jahr in Westensee, weil wir genug Zeit hatten und uns nicht um die Schule kümmern mussten. Ich hoffe, dass ich dann im Mai während der Aufführungswoche in unserem eigenen Backstage wieder Sechst- mit Zehntklässlern lachen sehe, dass neue Freundschaften entstehen und im Allgemeinen der Respekt untereinander wächst. Das könnte klappen, denn: Wer mehrfach zusammen kalten Hagebuttentee getrunken hat, wird aller Voraussicht nach auch höflich grüßen auf dem Schulhof, sich bei Texthängern helfen und manchmal sogar Sockengeruch verzeihen. Mein Ensemble jedenfalls fand die Fahrt toll, die Kinder sind sehr zufrieden und freuen sich wie Bolle auf die Shows. Und ich? Stolzer als stolz: Ich bin glücklich.