In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Schultheater
Moin!
Mitte September startete das Festival „Schultheater der Länder“, das jedes Jahr in einem anderen Bundesland stattfindet. Aus jedem Bundesland wählt eine Fachjury eine Spielgruppe aus, die dann für eine Woche an diesem fantastischen Kongress teilnehmen darf. Alle Gruppen zeigen ihr Stück auf professionellen Bühnen und es gibt eine sehr schülernahe und wertschätzende Feedbackarbeit, zusätzlich nehmen hunderte Lehrkräfte an einer Fachtagung mit Vorträgen und Workshops teil. Ich durfte mehrere Veranstaltungen als Moderator begleiten und bin immer noch total froh (altersangemessene Sprache) und „geflasht“ (Jugendsprache) – es war so toll.
Zugegeben, ich war sehr angespannt bei der Eröffnungsveranstaltung, das Kieler Opernhaus hat 800 (besetzte!) Plätze und wir hatten nur 2 Stunden Zeit zum Proben, außerdem waren so viele Freunde und Bekannte im Publikum, dass es dann irgendwie echt doof gewesen wäre, wenn mein Text nicht funktioniert hätte oder so. Aber, hui und puhhhh, es war wirklich ein sehr angenehmer Abend. Im Anschluss eröffnete für Schleswig-Holstein dann das Ensemble der Theodor-Storm-Gemeinschaftsschule aus Kiel das Festival mit dem fulminanten und selbstgeschriebenen Stück über Religionen „Na, Gott sei Dank“ – Standing Ovations, ganz doll mit Recht. Wir haben in der Nachbesprechung übrigens von Bayern sehr viel Lob bekommen. Die scheinen ja doch ganz nett zu sein.
Der Platz reicht nicht aus, um über alle Highlights zu berichten, ich möchte aber zwei noch nennen. Da ist zum einen der Inspizient des Kieler Schauspielhauses, Wlodek Brühl, der mich im Backstage 40 Sekunden vor meinem Auftritt fragt: „Bist Du aufgeregt?“ und mir auf mein zögerliches Bejahen ein zärtliches „Solltest Du auch!“ ins Ohr kreischt. Ich bildete mir in den ersten 5 Minuten auf der Bühne dann auch ein, ihn immer noch lachen zu hören. Wir haben uns schon bei verschiedenen Veranstaltungen getroffen, er schafft es jedes Mal, mich mit irgendetwas reinzulegen, ich liebe es.
Zum ersten Mal hingegen traf ich unsere Bildungsministerin Karin Prien, die aufgrund ihres großen Interesses am Schultheater zum Festival gekommen war und sehr aufregende Neuigkeiten im Gepäck hatte. Unser Bundesland wird nämlich bald eine Professur in Flensburg einrichten, die sicherstellt, dass neue Lehrkräfte vollumfänglich für Theaterunterricht an Schulen ausgebildet werden können. Bei der Verkündung hatten viele von uns einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen oder an der Wange, im Publikum saßen viele Lehrer, die jahrzehntelang genau dafür gekämpft hatten. Ein toller Moment, Sie können ein kurzes Video dazu auf meiner Facebookseite anschauen.
Fazit: Ich bin froh, so viele tolle Menschen vor, auf und hinter der Bühne getroffen zu haben. Die Aufregung war angebracht. Ich bin neu verliebt, vor allem in das Schultheater an sich – und, ja, auch in Bayern. Cool, oder? Und jetzt die gute Nachricht! Sie könne das auch alles erleben. Bitte gehen Sie ins Theater!