In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Kieler Urgestein, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, seit 20 Jahren Vegetarier, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: Abgemacht
Moin! Wenn man mehrere Jahre in der Kieler „Szene“ unterwegs ist, trifft man natürlich Menschen auch ein zweites oder vierzigstes Mal. Oft ist das sehr angenehm, weil man ja quasi im gleichen Boot sitzt, manchmal sogar im wörtlichen Sinne, zum Beispiel auf der MS Stadt Kiel, und die gleichen Themen, Aufreger, Problemchen hat. Diese Künstlerbekanntschaften münden dann manchmal in Netzwerken oder sogar Freundschaften. Auf genau diese Weise habe ich irgendwann dann Hanne Pries kennen gelernt, Grundschullehrerin, Tiffany-Sängerin, Kolumnistin; eine tolle Frau. Und: witzig, unschlagbar witzig. Neulich treffe ich sie zum wiederholten Male im künstlerfreundlichen Backstage eines Gasthofes (weniger glamourös wäre die Bezeichnung „Bundeskegelbahn, die halt heute mal nicht vermietet ist und deswegen als Umziehraum dient. Ungeheizt.“). Das Schöne an Garderoben ist ja bekanntlich, dass man sie, wie im Allgemeinen auch Fernreisen aufgrund von Stau oder „Laub auf den Gleisen“, oft noch etwas länger als geplant genießen kann. Hanne tritt mit ihrer sympathischen Tanzgruppe T-Kiela auf, schließlich ist ja Käthes 70. Geburtstag. Programm: Tanz, Ständchen, Zauberer, Torte. Die 17 T-Kielas jedenfalls haben eine sehr professionelle Grundeinstellung: Wir sind hier, also haben wir jetzt auch Spaß. Ja, da mach‘ ich dann doch einfach mal mit. Die 60 Minuten Verzögerung, die aufgrund von verspäteten Gästen, drei plattdeutschen Gedichten von einer Tante Erna und einem sterbenden CD-Player entsteht, überbrücken wir tatsächlich mit Wein (wenig), Weib (viel) und Gesang (sehr viel). Und jetzt kommt’s: Obwohl sowohl Hanne als auch die Tänzerinnen meine Show schon mehrfach gesehen haben, bleiben sie nach ihrem eigenen Auftritt, um meinen zu erleben. Gut, könnte man meinen, eventuell wegen der Torte – aber weit gefehlt. Als die Gäste die opulente Kuchenzeremonie durchführen, sind wir wieder gemeinsam auf der Kegelbahn und geben uns gegenseitig Feedback. Rückmeldungen unter Künstlerfreunden sind eine ganz eigene Gattung der Kommunikation, es dauert lange, bis man so ungefähr weiß, was die Floskeln und was die ehrlichen Teile sind. Es ist einfach schön, wenn man die ehrlichen Kollegen öfter trifft. Ich jedenfalls würde es auch gerne öfter erleben, in meiner Garderobe kreischend und mit Küsschen begrüßt zu werden - nur mal so nebenbei. Hanne hat mich wegen dieser Kolumne übrigens eingeladen, im Sommer bei einem der großen Tiffanykonzerte im Backstage zu sein – ich bin gespannt werde berichten. Eine zweite Einladung erfolgte aus dem Theater, außerdem gab es drei Anrufe mit sehr interessanten Ideen, wo Kiel „backstage“ am schönsten ist. Haben Sie noch eine weitere Idee? Her damit. Ich schau vorbei. Auch in ungeheizten Räumen.