In dieser neuen Kolumne berichtet uns ab sofort Zauberer Jan (Kieler Urgestein, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler und seit 20 Jahren Vegetarier) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.
Kiel backstage: ENDLICH
Endlich 2015! „Das Warten hat ein Ende“ – so oder so ähnlich hörte ich in den letzten Wochen in meinem Freundeskreis mehrere Ausatmer. Das neue Jahr wurde dringend herbeigesehnt, zumeist aus sehr persönlichen Gründen. Der eine kann den Urlaub Ende Februar nicht erwarten, die andere beginnt ein neues Sportprogramm. Jemand wird bald befördert, eine Kollegin erwartet ihr erstes Kind. Und überhaupt. 2014 war zu lange warm, dann zu lange kalt, die Politik kann gar nichts und teurer ist auch alles geworden. 2015! Moin! Wir haben so lange auf Dich gewartet.
Och, soo schlimm war’s für mich irgendwie nicht, denn warten, ja, das kann ich. Das kann jeder Künstler. Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Sie sind engagiert zu einer privaten Feier, zum Beispiel in einem Kieler Vereinsheim. 50 Gäste speisen und sollen zu späterer Stunde kurzweilig unterhalten werden, sagen wir so circa 30 Minuten lang. Sie sind um 21 Uhr vor Ort, in einer halben Stunde sollen Sie loslegen. Nach konspirativer Begrüßung in einem Flur oder auf dem Parkplatz beginnt die Wartezeit, bis das Personal des Hauses grünes Licht gibt. Aber: Oma Erna hat da noch ein schöööönes plattdeutsches Gedicht, die Suppe etwas Verspätung und –Überraschung- das 100 Zentimeter lange Buffet für 50 Leute dann doch etwas länger gedauert.
Nicht ohne Grund gehört zu den „TOP 10 der Veranstalterlügen“ der Ausspruch „Sie kommen selbstverständlich direkt nach dem Dessert!“, übrigens dicht gefolgt von „Natürlich kann man direkt am Gebäude parken“ und „Sie bekommen die Gage in bar vor Ort, gleich nach dem Auftritt“.
Ich habe mir relativ schnell abgewöhnt, das alles als Ärgernis zu sehen. Wenn man pünktlich da ist, also quasi 2 Stunden zu früh, kann man nicht nur den folgenden Auftritt in Ruhe vorbereiten, seine Requisiten oder Texte sortieren und sich neue Gags ausdenken. Neulich wartete ich 60 Minuten länger als geplant auf dem sehr hochflorigen Teppichkunstwerk in einem noblen Hotel in der Stadtmitte. Eine Mitarbeiterin bereitete im Raum nebenan die Konferenz des Folgetages vor, wir kommen ins Gespräch. Am Ende kenne ich diverse harte Hotelfakten („Die Schokoladenkekse gehen im Mai am schnellsten weg, Businessfrauen trinken viel mehr Wasser als Männer und mehr als 70 Prozent nehmen *jeden* Werbekugelschreiber mit“), habe vier Kartentricks gezeigt und weiß nun, dass die Soroptimisten die nettesten Gäste des letzten Jahres waren. Oft genug komme ich also mit dem Personal vor Ort ins Gespräch – und ich kann Ihnen sagen: In Kiels Gastronomie arbeiten sehr spannende Menschen. Von diesen Begegnungen „von hinter der Bühne“ werde ich Ihnen, liebe Leserschaft, in den nächsten Monaten erzählen. Darauf freue ich mich. Und auf 2016. Soll auch ziemlich gut werden, hab ich gehört.